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>>> Die erweiterte Frage der Autorschaft

 

Die Autorenrolle hat sich in den vergangenen Jahrhunderten vom Autor als Arbeiter – der neben den Papiermachern, Kürschnern, Buchdruckern und -bindern und so weiter nur einen Teil zum Buch beitrug – zum autoritären Schreiber und dann zum Monteur radikal gewandelt. Die jeweils veralteten Konzepte sind nicht verschwunden, sondern als Co-Konzepte weiterhin gebräuchlich. Im Zusammenhang mit den Recyclingkonzepten und -manifesten geht das Wortwerk jedoch von einem gänzlich neuen, konsequenten Autorenbild aus.

Schon Barthes schrieb schon 1968: «Die Geburt des Lesers ist zu bezahlen mit dem Tod des Autors.» Heute ist es nicht nur soweit gekommen, dass der mündige Leser den Text an sich und damit den Autor in den Tod reisst, im Gegenteil schreibt der zeitgenössische Autor seine Texte im Hinblick auf diese neue Leserfigur. Damit ist der Autor nicht nur im Barthe'schen Sinne aus der Interpretation seines Textes entlassen, sondern auch aus dem Gebrauch desselben. Dies führt in der formalen wie inhaltlichen Textgestaltung zu grossen Änderungen; Und wie schon angedeutet bei Barthes auch zu einem neuen Lesertypen, der sich nicht mehr primär fragt, was ihm denn der Autor sagen wolle, sondern das Gelesene vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen und Fantasien befragt.

 

Auch Michel Foucault referierte 1969 vor dem Collège de France vor den Mitgliedern der Französischen Gesellschaft für Philosophie zu dem Thema: «Was ist ein Autor?» und ging dabei von der saloppen Frage aus: «Wen kümmerst's, wer sprich?» Wir finden hier eine frühe Theorie modernen Umgangs mit montierten und verschnittenen Texten.