Dramatis Personae

Das Vorspiel auf dem Proszenium (Entwurf)

Das Zwischenspiel (Entwurf für ein Stimmungsbild)

Der erste Akt

Der zweite Akt

 

 

Die menschlichen Feinde - Ein improvisiertes Drama in fünf Akten
von Franz Wenzel

Der dritte Akt

 

 

es ist tiefe nacht, als ganymed aus dem schlaf hochschreckt. auf dem balkon tut sich was. er fühlt sich, als hätte man ihn gebeutelt und gedroschen, sein kopf schmerzt und doch erhebt er sich von seinem bett, leise, um nicht hebe aufzuwecken und begibt sich ans fenster. was er draussen vor sich gehen sieht, raubt ihm die sinne und er fällt ohnmächtig nieder. auf dem balkon über dem eingang steht das halb-prinzliche mädchen und haucht in die tiefe der schwarzen nacht hinaus: «was ist ein name? was uns rose heisst, wie es auch hiesse, würde lieblich duften.» aus der dunkelheit, an deren undurchdringlichkeit sich unsere augen noch nicht gewöhnt haben, dringt darauf eine zweite stimme, die sagt: «ich nehme dich beim wort.» sie: «so will ich glauben.» die zweite stimme: «hör ich noch länger?» wir erkennen mittlerweile die stimme als eine männliche, doch schon mischt sich eine weitere stimme dazu: «bist du ein mann? du schändest deine bildung, deine liebe und deinen witz.» es ist phanias, der solches aus dem fenster seines zimmers ruft, denn er hat das geflüster fälschlicherweise für eine diskussion über sinn und bedeutung von wörtern genommen und also über den sinn des lebens selbst. letzteres trifft nun allerdings in gewissem sinne zu, denn bevor phanias die lage erfasst (ganymed liegt noch immer ohne sinne), taucht die infantin neben dem unbekannten, den wir jetzt undeutlich als einen jungen, wohlgewachsenen burschen erkennen, unten an der treppe auf und eilt mit ihm in den park davon.
was wir ebenfalls, doch zu spät, erkennen, ist dies: im park zwischen den bäumen eilt ein weiterer beteiligter dieses nächtlichen spiels hin und her und sucht sich den blicken der jungen verliebten zu entziehen. er hinkt auf einem bein und trägt einen zerfetzten rock. und dies: der junge fischer steht ebenfalls plötzlich draussen, er hat den bocksfüssigen unhold gesehen und versteckt sich nun ebenfalls im gebüsch. derweil ist hebe erwacht und sagt zum zu sich kommenden ganymed, während sie ihn in die arme nimmt: «braucht ihr meine hilfe? geh nun zu bett und ruh, du hast es nötig.» ganymed matt: «du hast mich wunderbar getröstet.» phanias hat unterdessen alle im schloss aufgeweckt mit seinem geschrei: «furchtbarer fall!» schreit er und: «welch schrecken ist's der unser ohr betäubt?» er rennt in den park. dort trifft er den knaben im kampf mit dem teufel (denn der ist es wirklich), er will helfen, allein, seine kräfte reichen nicht aus und so darf er mitansehen, wie der knabe den teufel endgültig besiegt und in die hölle schickt. was bleibt ist ein brandfleck in dem frischen gras der blumenwiese. die infantin kommt an, sieht erstaunt den knaben und drückt ihren bruder an sich. «schau hin und du wirst sehen», sagt der knabe. aber das mädchen kann sich nicht überwinden hinzusehen. doch dann sagt sie: «still indes!» und schaut sich den brandfleck an. jetzt erst tritt der wohlgestalte jüngling hervor und sagt leise, doch seelenvoll: «bei gott, ich liebe mehr dich als mich selbst.» währenddessen steigt langsam und erhaben die sonne auf und verheisst einen neuen, wundervollen tag. man begibt sich zum schloss zurück, um ein wenig noch von dem verpassten schlafe nachzuholen. vorhang.

[a memorable note on the third act: was der zweite akt versproch hat, hat nun der dritte akt eingelöst: die kinder sind an den ereignissen gewachsen, während wir die erwachsenen ein wenig ohnmächtig und hilflos herumstehen sehen. immerhin ist der teufel besiegt und das übel damit beseitigt. eigentlich stünde damit der weg frei für einen schönen vierten und fünften akt...]

 

 

Die Pause nebst einer Klammer

Der vierte Akt

Der fünfte Akt

 

 

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