Dramatis Personae

Das Vorspiel auf dem Proszenium (Entwurf)

Das Zwischenspiel (Entwurf für ein Stimmungsbild)

Der erste Akt

 

 

Die menschlichen Feinde - Ein improvisiertes Drama in fünf Akten
von Franz Wenzel

Der zweite Akt

 

 

ein neuer, junger tag dämmert herauf, als erster zeigt sich vor dem schloss paul, der scotch-terrier. der junge fischer, welcher ihn laufen lassen hat, folgt ihm auf dem fuss. man fragt sich, was der neue tag wohl bringen wird. das erlebnis des letzten abends hat sich die gesellschaft mit dem schlaf aus den augen gewischt. der knabe reibt sich tatsächlich die augen und ruft entzückt: «wer kommt? - was seh ich! o ihr guten geister!» er eilt durch die allee dem tor entgegen. den ganzen weg hört man ihn: «ist's wahr? ist's wirklich? bist du's?» und immer weiter, bis er am tor ankommt. dort steht ein alter mann aus dem dorfe, der den steilen weg herauf zum schloss gemacht hat. der knabe fällt ihm um den hals. «kindisch», sagt der alte. «aber göttlich schön», der junge. der alte nimmt den sack, den er auf dem rücken trägt und übergibt dem knaben, den wir jetzt als den fischer erkennen, einen grossen karpfen, den er dem sack entnimmt. «ich muss, muss fort - muss eilends fort», ruft der fischer noch, lässt den alten stehen und eilt zum schloss zurück, gerade rechtzeitig, um auf der treppe die versammelte gesellschaft anzutreffen. das halb-prinzliche mädchen zuckt vor abscheu über den gefangenen und toten fisch zusammen, während in der herren münder der speichel zusammenläuft. «wie schwach von diesen starken geistern», sagt das mädchen nur, stolz und edel, und geht ins haus zurück. (am nächsten tag wird sie mit einer bootsfahrt auf dem schlossteich versöhnt werden.) während der tag langsam in die stunden kommt, die sonne dem zenith entgegensteigt und dann langsam gegen abend sinkt, lagert die gesellschaft im schatten und führt erbauliche gespräche, im parterre schläft das publikum ein, auf dem balkon in den logen wird geküsst. es weht ein lauer sommerwind, die grillen zirpen, es ist heiss und man hört vereinzelt sätze wie: «in meinem gedächtnis drängen sich der menschen viel.» (phanias) und, später: «wohl gesprochen, nützen muss man den augenblick der einmal nur sich bietet.» (ganymed) oder: «ich gestattete dem prinzen die zusammenkunft, um die er dringend bat.» (hebe) man spricht jetzt offenbar über die kinder, denn wenig später sagt die schöne hebe: «dies kind muss ich doch sicherstellen vor misshandlung». wieder später: «sein busen war für einen freund zu gross.» (plutos) auch die knäbin, die halb-prinzliche infantin wendet sich an die anwesenden, bevor sie vor dem knaben ins gebüsch entflieht, indem sie horcht und sagt: «liegt sinn in diesen reden?» der knabe seinerseits beteiligt sich ab und zu ebenfalls am gespräch, wenn er gerade mal vorbeikommt und bevor er wieder im gebüsch verschwindet. er sagt zum beispiel: «ich habe nichts zu schenken.» als die nacht sich senkt erwacht das publikum und hört gerade noch wie die kinder sagen: «gute nacht denn, mutter.» aha, so ist das! hebe küsst die beiden und schickt sie ins haus. die versammelten brechen auch bald auf und verabschieden sich: «und jetzt zum letzten lebewohl!» sagt plutos. was: wieso zum letzten? «nichts hör ich als die fürchterliche glocke», sagt phanias, denn tatsächlich, die glocke schlägt zwölf. «ich halte sie in meinen armen und wanke nicht», sagt ganymed, der hebe hält. «ich kann nicht anders - doch glauben sie mir, ich bewundre sie», sagt hebe zu ganymed, welchen sie zartfühlend mein ganymed nennt. sie gehen ab und der vorhang fällt (und der zweite akt ist aus!)

[a memorable note on the second act: scheinbar hat sich in diesem zweiten akt alles wieder zum guten gewendet. und doch darf man nicht vergessen, dass durch verdrängung nichts wirklich beiseite geschoben und vergessen werden kann (nicht einmal der teufel, ist man geneigt zu denken). an symbolen ist der zweite akt karg. einzig der fisch, den der knabe erhält, bietet einiges an interpretationsspielraum: der alte, der hier eindeutig für die weisheit und lebenserfahrung steht, schenkt dem knaben in form eines fisches ein stück seiner unbewussten erfahrung, die den noch unerfahrenen weiterbringen und zur reife führen soll. dass der knabe den alten zu erkennen scheint, obwohl er faktisch ein unbekannter aus dem dorf ist, deutet darauf hin, dass der mann erwartet wurde, das heisst, dass der knabe bereit ist für den entwicklungsschritt. und tatsächlich vergisst er im dritten akt seine kindlichen spiele und scheint plötzlich älter und reifer geworden zu sein. die infantin selbst sieht solche entwicklung mit überraschung, doch sie steht selbst an der schwelle zu einem neuen lebensalter.]

 

 

Der dritte Akt

Die Pause nebst einer Klammer

Der vierte Akt

Der fünfte Akt

 

 

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