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«Sternchen» von Rahel Müller.

Die Wanderung entlang der Autobahn war meine Idee, N7, mittendrin unterwegssein. Wir führten sie also eines frühen Morgens durch. Während du mir zarte Geschichten und Beobachtungen erzähltest, die im Lärm der vorbeirauschenden, brausenden und sausenden Autos und Lastwagen untergingen, hörte, oder besser, sah ich dir aufmerksam zu: deine Mimik, deine sparsame Gestik, der Glanz deiner Lippen, das Hüpfen deiner Brauen, das Gelächter deines Dialektes. Anstelle der Landschaft flogen die Staffeln der Fahrzeuge vorbei. Es flogen ganz schön viele Fahrzeuge vorbei. Wir stolperten auf der Anhöhe des Dammes, auf dem Streifen, der sonst nur den Bussarden gehört. Wieviel Zärtlichkeit überlebt in Lärm und Geschwindigkeit? Allmählich verstummtest du, deine Geschichten wurden linearer, eilten auf mögliche Endpunkte von langweiliger werdenden Geraden zu. Das Ungewohnte unserer Wanderschaft hat nicht wettmachen können, dass wir in den gnadenlosen Strom des Blechparkes eingesaugt wurden, in eine Art stille stumpfe Wut des Vorwärtskommenwollens. Vom Himmel fielen in kürzester Zeit mehrere Shootingstars und mindestens 33 Events. Ein Konzert war nicht dabei. Drei der ganz flachen Sternchen las ich auf. Was man nicht kauen kann, kann man auch nicht schucken. Wir kamen ganz schön auf die Welt. Und dabei wollen eigentlich alle einfach nur etwas Besonderes sein ...

 

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